Rund um das Leben

Fettnapf ich komme – oder die Tücken des Homeoffice

Es gibt Leute, die regelmäßig mit absoluter Treffsicherheit ins Fettnäpfchen treten. Manche nehmen allerdings schon eher die Fett-Badewanne, damit es sich so richtig lohnt. Zu diesen „Manchen“ gehöre ich! Ich habe einen absoluten Riecher für solche Sachen! Wenn so ein riesiger Fettnapf wartet, dann lande ich darin mit allen Vieren voraus.

Es gibt sozusagen eine spezielle Maßeinheit für die Entfernung von einem Fettnapf zum Anderen – eine Sabine.

Die Scheinschwangerschaften

Der Klassiker ist die Geschichte mit „schein“schwangeren Frauen. Es wäre ja langweilig, wäre mir das nur einmal passiert. Nein, wenn schon denn schon. Einmal habe ich eine Frau bei einem Weinfest vor einem voll besetzten Biertisch gefragt, in welchem Monat sie wäre. Klar, sie war natürlich nicht schwanger, reagierte aber recht cool und meinte, ich wäre nicht die Erste, die das gefragt hätte. Dass die gesammelte Besetzung des Tisches vor Lachen fast von den Bierbänken fiel, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Leider tat sich kein Loch auf, in das ich hätte verschwinden können.

Meine inzwischen beste Freundin wurde gleich bei unserer ersten Begegnung Opfer dieses Fehltritts. Ich selbst war mit meinem zweiten Sohn gerade frisch schwanger und ihr Sohn war zum vierten Geburtstag meines Großen eingeladen. Sie brachte ihn zu mir und wir unterhielten uns recht nett. Bis ich dann mit meiner schon manchmal schmerzhaft authentischen Art ganz erfreut feststellte: „wie schön, Du bist auch schwanger, in welcher Woche bist Du denn?“ Sie antwortete darauf mehr als nüchtern: „Ich bin nicht schwanger, ich habe ein Hohlkreuz.“ Na super, gleich mal bei der ersten Gelegenheit einen Volltreffer gelandet. Ich bin heute noch erstaunt, dass trotzdem zwischen uns eine wunderbare Freundschaft entstanden ist.

In alten Studienzeiten

Mir sind noch so manche Sachen passiert, die zum Teil vermeintlich unter der Gürtellinie landeten. Ich habe in Tübingen Jura studiert und wer die Uni zufällig kennt, weiß, dass es ein schönes altes Gebäude ist – die Neue Aula. Im Erdgeschoss große Gänge mit lederbezogenen Bänken an den Fenstern, gegenüber hinter einer Holztür eine Telefonzelle – ja früher gab es sowas noch – und eine Treppe weiter unten die kleine Cafeteria namens „Bunker“. Während einer Vorlesungspause war ich mal wieder mit einigen Kommilitonen im Bunker beim Vormittagskaffee. Einer von ihnen hatte vom Wochenende einen höllischen Sonnenbrand auf dem Rücken und deshalb starke Schmerzen. Wir alle machten uns lustig aber er tat uns auch leid. Er hatte eine Salbe dabei und fragte, ob nicht einer von uns seinen Rücken damit eincremen könnte, um die Schmerzen ein wenig zu lindern. Als grundsätzlich hilfsbereite Person bot ich mich an und wir suchten uns die Telefonzelle aus, damit ich ihn dort eincremen konnte. Gesagt, getan. Als ich fertig war, hatte ich die eklige Salbe noch an den Händen und wollte so schnell wie möglich auf die Toilette, um mir diese zu waschen. Also schnell die Holztür aufgeschlossen, mit weit von mir gespreizten Händen und einem „iiiihh“ auf den Lippen Richtung Toiletten gelaufen, während er sich gerade noch sein Hemd in die Hose steckte….Muss ich noch mehr dazu schreiben? Wohl nicht, oder? Die auf den Lederbänken sitzenden Kommilitonen hatten nur einen Gedanken….puh.

Ein anderes Mal war ich auf einer Hochzeit am Ammersee eingeladen. In der Pause zwischen Trauung und späterer Feier spazierte ich mit meinem Freund ein bisschen am See entlang. Leider musste ich währenddessen mal „für kleine Mädchen“ und dort im Grünen am See wimmelt es nicht gerade von Toiletten. Also beschloss ich, in einem Restaurant auf Toilette zu gehen. Als aufgetakelter Hochzeitsgast mit strengem Dutt, schickem Kostüm und Pumps stolzierte ich also durchs Restaurant. Auf dem Rückweg von der Toilette musste ich wieder an diversen Tischen vorbei laufen und hörte merkwürdige Pfiffe und Geräusche der Gäste – ich als selbstbewusste junge Frau dachte, pffft, da reagiere ich nicht, sondern laufe weiterhin ganz ruhig weiter. Tja, die Geräusche hatten eine Ursache: ich hatte am Absatz unbemerkt gefühlte fünf Meter Toilettenpapier durch das Restaurant geschleift….Als ich das sah, blieb mir nur noch eins: schnell weg! Ich schüttelte noch im Restaurant das Zeug von meinem Schuh, schrie draußen meinen verdutzten Freund an, „renn“ und rannte mit ihm außer Sichtweite des Restaurants.

In Zeiten des Homeoffice – der Senf-Call

Zur Zeit sitze ich Corona-bedingt überwiegend im Homeoffice. Als Teamleiterin habe ich alle Nase lang irgendwelche virtuellen Besprechungen, Konferenzen oder sonstigen Veranstaltungen. In der Regel laufen diese ohne weitere Zwischenfälle ab. Aber die Tatsache, dass man eine Kamera bzw. ein Mikrofon an- und ausstellen kann eignet sich klassischerweise für den ein oder anderen Fehltritt. Lange ging das alles gut und anscheinend wartete ich bzw. mein Karma auf den absoluten Treffer. Ich bin diesbezüglich keine Frau mit halben Sachen – entweder ganz oder gar nicht.

So hatten wir vor Wochen eine Führungskräfte-Veranstaltung mit unserem Vorstand. Insgesamt über 120 Führungskräfte nahmen daran teil und die Veranstaltung ging virtuell von morgens um neun bis nachmittags um halb fünf. Dass man da mal irgendwann keine Lust mehr hat, versteht sich von selbst – so eine lange Skype-Geschichte am Laptop ist ermüdend und anstrengend. Die ganze Zeit das Headset auf dem Ohr und den Bildschirm vor der Nase. Wir hatten alle bis auf den Vorstand die Kameras aus und waren stumm geschaltet. Auch diese Veranstaltung hatte ein Ende – der Vorstand verabschiedete sich, die Organisatoren der Veranstaltung ebenfalls und ich sah, wie die Teilnehmerzahl immer kleiner wurde. Also drückte ich auf meinen „Abheben- bzw. Auflegen“-Knopf zwischen Headset und Laptop, um die Besprechung zu verlassen, sah aber gleichzeitig noch, dass sich einige Teilnehmer im Chat beim Vorstand für die „informative Veranstaltung“ bedankten, die „tolle Organisation“ lobten etc. Ich hing vor meinem Laptop mit dem Kinn auf eine Hand gestützt und sagte laut vor mich hin: „müssen die wieder ihren Senf dazu geben“. Millisekunden später Stimmen aus dem off: „Sabine, ich kann Dich hören“, „hallo Sabine“ etc.. Weitere Sekunden später im Chat: „Senf“, „Sempf“ von einigen humorvollen Kollegen. Und die Teilnehmerzahl immer noch bei 68! Mir wurde heiß und kalt. In 99% der Fälle dient der Knopf zum Beenden der Skype-Besprechung – leider hatte ich das 1% außer acht gelassen. Aufgrund der allgemeinen Stummschaltung war es dieses Mal genau umgekehrt und ich hatte mich laut geschaltet.

Ich glaube, ich habe einigen aus der Seele gesprochen – eine nette Kollegin der Personalabteilung schrieb mir danach, sie fand es herrlich authentisch und ich solle mir keine Gedanken machen. Die habe ich mir wirklich nicht gemacht – ich lebe ja schon länger mit meiner sehr authentischen Art! Naja, ich habe auf jeden Fall für den ein oder anderen Lacher gesorgt, so viel ist sicher.

By the way: es gibt tatsächlich eine Webseite für Videokonferenzen namens Senfcall.de. Ich habe mich schlapp gelacht, als mir das eine Freundin erzählte!

Sind Euch auch schon ähnliche Dinge passiert? Schreibt gerne einen Kommentar, ich würde mich freuen.

2 Kommentare

  • Tanja

    Liebe Sabine,

    es ist so schön nicht allein zu sein. Ich konnte eben so richtig mitfühlen, wie es dir ging.
    Ich kenne diese Situationen so gut.
    Erst neulich habe ich meiner Tochter von meinem Scheinschwangerschaftserlebnis erzählt, nachdem ich sie fragte, ob ihre Trainerin schwanger sei. Meine 14 jährige Tochter hat mir dann erklärt, dass man da sehr vorsichtig sein muss und sie bestimmt nicht fragt, weil das ja sonst extrem peinlich wäre, wenn es nicht stimmt. Da musste ich ihr absolut zustimmen. Ich traf vor einigen Jahren eine Klassenkameradin beim Einkaufen mit 2 Kindern im Einkaufswagen. In der Schulzeit hatten wir eigentlich kaum was miteinander zu tun. Aber jetzt bin ich ja eine sehr aufgeschlossene Person und hab mich gleich überschwänglich mit ihr unterhalten. Ich sprach sie dann auf ihre dritte Schwangerschaft an. Sie wusste erst gar nicht, was ich meinte und habe es dann nochmal genau verdeutlicht, anstatt meinen Mund zu halten….
    Sie war sehr irritiert und hat nur gesagt, dass die nie schwanger sei, nur ihr normaler Bauch.
    Das Gespräch war danach relativ schnell beendet.
    Das hat mich noch Tage lang beschäftigt, warum ich manchmal nicht einfach nur freundlich grüßen kann und weiterlaufe…..
    Sehr viel gelernt daraus, habe ich jedoch nicht.
    Ich könnte noch einige weitere Fettnäpfchen erzählen…das Gute ist, dass manche älter man wird, lernt damit besser zurechtzukommen.
    Wünsche dir ein fettnäpfchenfreies Wochenende….

    Liebe Grüße
    Tanja

    • sabsie66

      Hallo liebe Tanja, es ist schön zu lesen, dass ich nicht alleine bin mit meiner Fettnapf-Affinität! Wir sind eben offen, kommunikativ und authentisch. Und wohl offensichtlich auch ziemlich spontan, da bleiben solche Erlebnisse nicht aus. Ich glaube, trotz meiner erwachsenen 54 Jahre wird mich das noch weiter begleiten, wie man ja erst kürzlich bei Skype gemerkt hat. Aber das Leben wäre ja ohne solche “ fails “ schon fast langweilig, was sollte man sonst erzählen, um andere zum Lachen zu bringen?
      Hab ein schönes Wochenende liebe Tanja

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